Lyrisch und tänzerisch

Fritz Dobler begeistert mit Breisgauer Akkordeonorchester.

35 Musiker führte in Denzlingen der ehemalige DHV-Präsident Fritz Dobler am Taktstock durch ein begeisterndes Konzert. Foto: Katharina Bächle


BREISGAU-HOCHSCHWARZWALD/
DENZLINGEN. Die besten Akkordeonisten des Deutschen Harmonikaverbands (DHV) Bezirk Breisgau traten gemeinsam mit dem ehemaligen DHV-Präsidenten, Komponisten und Dirigenten Fritz Dobler beim Matineekonzert im Kultur- und Bürgerhaus Denzlingen auf. Dobler leitete das Projektorchester, welches sich alle zwei Jahre neu formiert, und zeigte anspruchsvolle Akkordeonliteratur sowie klassische Stücke.

Mit Bravour spielten die 35 Musiker zur Eröffnung des Matineekonzerts die Ouvertüre zu Carl Maria von Webers „Der Freischütz“. Präzise arbeitete Dobler (Jahrgang 1927), der neben dem Bundesakkordeon-Orchester auch Erfahrungen als Dirigent von Sinfonieorchestern hat, verschiedene Klangfarben herauszuarbeiten. Vom ersten Takt an wurden die Hörer in die heimelig-unheimliche Welt des Wald- und Geisterdramas gezogen und durchlebten in abstracto die Gefühle und Konflikte der romantischen Oper.

Um bei der Romantik zu bleiben, folgte Friedrich Haags romantische Suite „Rothenburg ob der Tauber“, in der das Orchester verschiedene Stimmungen evozierte. Tänzerisch-verspielt klang der erste Satz „Rhapsodischer Walzer“, melancholisch-getragen der zweite „Vor einer alten Kirche“, und die „Spitzweg-Serenade“, die von rhythmischen Passagen im Wechsel mit lyrischen Abschnitten gekennzeichnet war. Scheinbar mühelos gelangen Dobler mit seinen Spielern diese Wechsel.

Eine besondere Herausforderung war der zweite Satz, der deutlich von der Orgelliteratur inspiriert war. Beginnend mit einem Orgelpunkt im Bass, setzten darüber die hohen Stimmen kanonartig in einer irisierenden, unsteten Harmonik ein. So schuf das Orchester eine geheimnisvolle Atmosphäre, bis das Melodiengeflecht abschließend in einen bachschen Choral überging. Neben dieser Originalkomposition für Akkordeonorchester erklangen auch zwei Werke aus der Feder des Dirigenten – „Varianten“ und der „Werziade IV“. Diese Komposition aus rhythmischer Verschobenheit von Trauermarsch und Walzer verlangte den Spielern viel ab, wurde aber sehr gut umgesetzt. Dobler reizte bei dem Stück, aber auch bei seinen „Varianten“ die Dynamik seines Orchesters in vollen Zügen aus. Auch Stefan Hippes „Der Morgen auf Castle Hill“ und Wolfang Jacobis „Niederdeutschen Volkstänzen“ verlangten Genauigkeit von den Spielern – nicht nur aufgrund der Schnelligkeit, sondern auch wegen der Rhythmuswechsel.

Dass die Akkordeonisten sich auch in der Klassik wohlfühlen, zeigten sie mit Dvoraks „Slawischer Tanz Nr. 2“. Die majestätisch-kraftvollen Themen wurden mit viel Expressivität vorgetragen. Melancholie und Leichtigkeit vereinigten sich. Zum großen Finale erklang passend „Estancia – Danza final (Malambo) von Alberto Ginastera und führte die treibende, impulsive Tanzrunde fort. Für diese hohen technischen und musikalischen Leistungen spendierte das Publikum den Spielern langanhaltender Applaus und bekam als ersehnte Zugabe dafür Schostakowitschs rasanten Galopp zu hören.

Großer Dank wurde Fritz Dobler von Seiten des DHV für seine Projektleitung ausgesprochen. Mit ihm habe man eine Persönlichkeit von unschätzbarem Wert gewinnen können, erklärte Trudpert Beckert, Vorsitzender des DHV Bezirk Breisgau. Dass das „Urgestein“, wie ein Besucher Dirigent Fritz Dobler bezeichnete, es immer noch versteht, detailliert die musikalischen Feinheiten und musikalischen Klangfarben in jedem Stück herauszuarbeiten, war mit jedem gespielten Ton des eineinhalbstündigen Konzerts deutlich hörbar.